Schulsanierung: Damit die Phase Null nicht zur Planungsfalle wird

Schulsanierung: Damit die Phase Null nicht zur Planungsfalle wird

Ob am Ende der Sanierung einer Schule ein funktionstüchtiges Lehrgebäude steht oder ein bauliches Desaster mit enormen Kostensteigerungen, entscheidet sich meist schon zu Beginn der Planung, in der sogenannten Phase Null. In dieser Phase entwickeln Schulleitung und -träger mithilfe eines Planungsbüros üblicherweise ein neues Lern- und Gebäudekonzept. Jedoch fehlt es grundsätzlich an technischem Wissen um den tatsächlichen Zustand des Gebäudes sowie an einem qualifizierten Raumprogramm. Beides ist für eine sinnvolle Planung jedoch unerlässlich.

Phase Null einführen
„Um unerwartete Kostensteigerungen bei der Sanierung von Schulbauten möglichst zu vermeiden, ist es aus unserer Sicht notwendig, das übliche Vorgehen in der sogenannten Phase Null zu ändern“, erklärt Andreas Schlote, geschäftsführender Gesellschafter der REC Partners GmbH, die an der Planung und Umsetzung zahlreicher Schulsanierungen beteiligt ist. „Es muss zuerst darum gehen, ein ideales Raumprogramm zu entwickeln, in das übrigens zukünftig auch die Folgen der Corona-Epidemie eingehen werden, und zudem die baulichen Mängel zu erfassen und zu eruieren, was das Bestandsgebäude überhaupt kann. Wer keine Ahnung von den baulichen und technischen Gegebenheiten hat, wird bei der Umsetzung zwangsläufig unschöne Überraschungen und Kostensteigerungen erleben.“ Die Einbeziehung entsprechender Experten in der Phase Null von Beginn bedeutet deshalb mehr und verlässlichere Planungssicherheit.

Qualifizierte Raumprogramme fehlen
Das „ideale“ Raumprogramm sollte unabhängig vom bestehenden Schulgebäude entwickelt werden. Dabei geht es um wesentlich mehr als die Definition einer bestimmten Anzahl von Räumen in einer bestimmten Größenordnung. „Wir sehen in vielen Fällen, dass, wenn wir in der Folge in die Umsetzung der Sanierungsmaßnahmen einbezogen werden, ein qualifiziertes Raumprogramm nahezu durchweg fehlt“, weiß Schlote. „Dabei ist dies eine der wichtigsten Voraussetzungen für eine sinnvolle architektonische Planung, da dort die raumorganisatorischen Anforderungen festgelegt sind, die die vorgegebenen Strukturen des Bestandsgebäudes eben nicht als gegeben hinnehmen, sondern an die Anforderungen von heute und morgen anpassen.“

Fundierte und verlässliche Entscheidungsvorlagen
Die meisten sanierungsbedürftigen Schulgebäude haben bereits viele Jahrzehnte auf dem Buckel. Sie entsprechen in Bezug auf die Raumaufteilung und die technischen Möglichkeiten in der überwiegenden Mehrzahl nicht den heutigen Anforderungen an eine moderne Bildungsstätte. Dass die technische Analyse des Gebäudes gleichfalls am Beginn der Planung stehen sollte, ist leicht nachvollziehbar. Denn natürlich muss auch die Bausubstanz den Anforderungen beispielsweise an die Statik oder den Brandschutz gewachsen sein. „Erst danach sollte sinnvollerweise ein Architekt versuchen, das erarbeitete Raumprogramm in das Gebäude zu transferieren“, weiß Schlote. „Dann können Kosten und Umsetzungsdauer verlässlich geschätzt und eine sichere Entscheidungsvorlage für die Politik erstellt werden. Dabei kann in manchen Fällen auch herauskommen, dass Abriss und Neubau die beste Lösung ist.“

Einbindung von Experten
Bislang entwickeln Schulleitungen vornehmlich in Workshops gemeinsam mit dem Schulträger, den Eltern, Schülern Ideen für ein für die Beteiligten schlüssiges Lern- und Gebäudekonzept, das jedoch in der Umsetzung grandios scheitern kann. „Denn die Phase Null wird zu früh beendet“, weiß Schlote. „Am Ende der Phase Null muss ein qualitativer und kostenseitiger Variantenvergleich stehen, zwischen verschiedenen Sanierungsvarianten und einem idealen Neubau. Diese Vergleiche erfordern ein sehr hohes Fachwissen, was bei den von uns bislang betrachteten Ergebnissen Dritter nahezu durchweg nicht geliefert wird.“ Das bedeutet, dass die Verantwortlichen in Kommunen und Schulen bei der Gestaltung der Phase Null umdenken und frühzeitig Experten für Raumkonzepte und die technische Bewertung in die Planung einbeziehen müssen. Dann kann eine „Gute Schule“ gelingen, mit der am Ende alle Beteiligten und Benutzer zufrieden sind. Es ist ein Irrtum, zu glauben, dass durch eine gut verlaufene Phase Null, wie sie derzeit praktiziert wird, in der Bauphase und im späteren Betrieb Kosten gespart werden können.